Dissertation

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Verteidigt (Disputation) im Juni 2018 (magna cum laude).

 

Titel

Das Mobiltelefon im Alltagsleben des urbanen Kenia.
Eine medienethnografische Studie zur Mobiltelefonaneignung unter besonderer Berücksichtigung von Alltagsmedienkompetenzen.

 

Forschungsgegenstand

„In East Africa, mobile phones are now so much
more accessible than fixed lines that in everyday
Swahili these new technologies are referred to simply
as simu (phones), and less as simu ya mkononi
(handheld [i.e., mobile] phones). The fixed-line telephone (simu ya kawaida) is now largely disregarded“
(Molony, 2008, S. 341).

Viele Nationen in Subsahara-Afrika haben mit einer eher rudimentären Medienausstattung und medialen Zugangs- und Nutzungsklüften zu kämpfen, seien diese (sozio-)strukturell oder (sozio-)ökonomisch induziert. Selbst wenn urbane Gegenden – hier vor allem auch Firmen und Institutionen – zunehmend besser an die globalen Medien- und Informationsströme angeschlossen scheinen, so lassen sich dennoch häufig eine starke Stadt-Land-Kluft und sozial ungleiche Zugangsmöglichkeiten ausmachen.

Neben dem relativ weit verbreiteten Radio als etablierterer Medienform schienen vor allem Mobiltelefone die Medienlandschaft in mannigfaltiger Weise zu revolutionieren. In diesem Kontext sowie wegen der sehr schnellen Verbreitung der Geräte in der Bevölkerung erschienen sodann Fragen nach der spezifischen Bedeutung von Mobiltelefonen sowie den Verwendungsweisen des Gerätes im Alltagskontext der Menschen interessant.

Medienaneignung wurde dabei immer als in das Alltagsleben integriert und – da sich Aneignung nicht im ‘luftleeren Raum’ vollzieht – von verschiedenen Sozialstruktur- und Ressourcenbezügen wie Lebenslagen und Alltagsmedienkompetenzen mitbestimmt gedacht.

 

Forschungsziele und Leitfragen

Ziel der Untersuchung war es, o.g. Zusammenhängen im urbanen Kenia nachzugehen. Durch einen interdisziplinären Ansatz sollte ein fundierter Beitrag geleistet werden, von welchem Medienpädagogik, Mediensoziologie, Medienethnologie und Kommunikationswissenschaft profitieren. Durch deren gegenseitige Befragung wurde eine reichhaltige Perspektivierung erwartetet.

Die forschungsleitende Hauptfragestellung – welche sich in weitere untergeordnete Fragestellungen zergliederte – war wie folgt formuliert:

„Wie sind Mobiltelefone in das Alltagsleben in einem urbanen kenianischen Kontext eingebettet und welche Rolle spielen dabei Alltagsmedienkompetenzen?“

Kern der Arbeit war somit neben einer Deskription der Lebenslagen und einiger Facetten des Alltagslebens der Menschen die Herausarbeitung und empirische Füllung der Konzepte der Alltagsmediennutzung und der Alltagsmedienkompetenzen in o.g. Verständnis.

Die Studie war als medienethnografische Feldforschung angelegt und konzentrierte sich auf ein konkretes Viertel in der kenianischen Hauptstadt Nairobi.

 

Methoden

Da über den konkreten Gegenstandsbereich auf eher wenig und parzelliertes vorhandenes Vorwissen zurückgegriffen werden konnte, folgte die Forschung zur Konzeptualisierung einem auf dem Induktionsprinzip basierenden qualitativen ‚Paradigma’ (Strukturentdeckung) und war als ethnografische Studie angelegt. Das Ziel war damit eine ‘dichte Beschreibung’, welche eher einem ‘verstehenden’ denn einem ‘erklärenden’ Verständnis folgte.

Um die forschungsleitende Fragestellung angemessen bearbeiten zu können, triangulierte die Untersuchung Beobachtungsmethoden und Feldnotizen, Gruppeninterviews, ethnografische Interviews, Kurzfragebögen und Dokumentensammlung.

Zudem wurde im Zuge der Feldforschungen aus einigen bestehenden Forschungsmethoden eine eigene Methode entwickelt, die als MediaMap bezeichnet ist und sich als visuell-sensorische Medienforschungsmethode versteht. Ein detaillierter Artikel mit Methodenbeschreibung und -fundierung ist verfügbar unter

Waltinger, Michael (2017): Die MediaMap – Eine explorative Forschungsmethode zur Entwicklung einer kontextualisierten Mediennutzungsperspektive. In: Knaus, Thomas (Hrsg.): Forschungswerkstatt Medienpädagogik. Projekt – Theorie – Methode. München: kopaed, S. 253-286.

Weitere Informationen zu Zielen/Ablauf/Hintergrund der Methode sowie einige Fotografien finden sich auf der MediaMap-Website [in englischer Sprache].

 

Institutionelle Anbindung

Das Dissertationsprojekt war angesiedelt an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, Fakultät I (Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften), Abteilung für Medienpädagogik.

Ersbetreuung: Prof. Dr. Horst Niesyto  (Pädagogische Hochschule Ludwigsburg)
Zweitbetreuung: Prof. Dr. Oliver Zöllner (Hochschule der Medien [HdM] Stuttgart)

Stand: Juni 2018 © Michael Waltinger