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Forschungsmethoden-Entwicklung


In der Feldforschung meines Dissertationsprojektes Das Mobiltelefon im Alltagsleben des urbanen Kenia habe ich eine qualitative Medienforschungsmethode entwickelt, welche im Feld zur Datenerhebung zum Einsatz kam. Ein Artikel zu Setup und Durchführung der Methode sowie deren theoretischer Begründung und methodologischer Verankerung ist verfügbar unter:

Waltinger, Michael (2017): Die MediaMap – Eine explorative Forschungsmethode zur Entwicklung einer kontextualisierten Mediennutzungsperspektive. In: Knaus, Thomas (Hrsg.): Forschungswerkstatt Medienpädagogik. Projekt – Theorie – Methode. München: kopaed, S. 253 – 286.

Zudem gibt es eine begleitende Website zur MediaMap, auf der sich eine Kurzbeschreibung der Methode sowie einige Fotografien von Methodenentwicklung, Methodeneinsatz im Feld in Nairobi (Kenia) sowie beispielhaft einige von FeldteilnehmerInnen gelegte MediaMaps finden: www.thinkbeyondborders.org/mediamap.

Dissertation


Waltinger, Michael (2011 – 2018): Das Mobiltelefon im Alltagsleben des urbanen KeniaEine medienethnografische Studie zur Mobiltelefonaneignung unter besonderer Berücksichtigung von Alltagsmedienkompetenzen.

Verteidigt (Disputation) im Juni 2018 (magna cum laude).

Beschreibung von Forschungsgegenstand, -zielen, -methoden und akademischer Affiliation

Forschungsgegenstand
„In East Africa, mobile phones are now so much
more accessible than fixed lines that in everyday
Swahili these new technologies are referred to simply
as simu (phones), and less as simu ya mkononi
(handheld [i.e., mobile] phones). The fixed-line telephone (simu ya kawaida) is now largely disregarded“
(Molony, 2008, S. 341).

Viele Nationen in Subsahara-Afrika haben mit einer eher rudimentären Medienausstattung und medialen Zugangs- und Nutzungsklüften zu kämpfen, seien diese (sozio-)strukturell oder (sozio-)ökonomisch induziert. Selbst wenn urbane Gegenden – hier vor allem auch Firmen und Institutionen – zunehmend besser an die globalen Medien- und Informationsströme angeschlossen scheinen, so lassen sich dennoch häufig eine starke Stadt-Land-Kluft und sozial ungleiche Zugangsmöglichkeiten ausmachen.

Neben dem relativ weit verbreiteten Radio als etablierterer Medienform schienen vor allem Mobiltelefone die Medienlandschaft in mannigfaltiger Weise zu revolutionieren. In diesem Kontext sowie wegen der sehr schnellen Verbreitung der Geräte in der Bevölkerung erschienen sodann Fragen nach der spezifischen Bedeutung von Mobiltelefonen sowie den Verwendungsweisen des Gerätes im Alltagskontext der Menschen interessant.

Medienaneignung wurde dabei immer als in das Alltagsleben integriert und – da sich Aneignung nicht im ‘luftleeren Raum’ vollzieht – von verschiedenen Sozialstruktur- und Ressourcenbezügen wie Lebenslagen und Alltagsmedienkompetenzen mitbestimmt gedacht.

Forschungsziele und Leitfragen
Ziel der Untersuchung war es, o.g. Zusammenhängen im urbanen Kenia nachzugehen. Durch einen interdisziplinären Ansatz sollte ein fundierter Beitrag geleistet werden, von welchem Medienpädagogik, Mediensoziologie, Medienethnologie und Kommunikationswissenschaft profitieren. Durch deren gegenseitige Befragung wurde eine reichhaltige Perspektivierung erwartetet.

Die forschungsleitende Hauptfragestellung – welche sich in weitere untergeordnete Fragestellungen zergliederte – war wie folgt formuliert:

„Wie sind Mobiltelefone in das Alltagsleben in einem urbanen kenianischen Kontext eingebettet und welche Rolle spielen dabei Alltagsmedienkompetenzen?“

Kern der Arbeit war somit neben einer Deskription der Lebenslagen und einiger Facetten des Alltagslebens der Menschen die Herausarbeitung und empirische Füllung der Konzepte der Alltagsmediennutzung und der Alltagsmedienkompetenzen in o.g. Verständnis.

Die Studie war als medienethnografische Feldforschung angelegt und konzentrierte sich auf ein konkretes Viertel in der kenianischen Hauptstadt Nairobi.

Methoden
Da über den konkreten Gegenstandsbereich auf eher wenig und parzelliertes vorhandenes Vorwissen zurückgegriffen werden konnte, folgte die Forschung zur Konzeptualisierung einem auf dem Induktionsprinzip basierenden qualitativen ‚Paradigma’ (Strukturentdeckung) und war als ethnografische Studie angelegt. Das Ziel war damit eine ‘dichte Beschreibung’, welche eher einem ‘verstehenden’ denn einem ‘erklärenden’ Verständnis folgte.

Um die forschungsleitende Fragestellung angemessen bearbeiten zu können, triangulierte die Untersuchung Beobachtungsmethoden und Feldnotizen, Gruppeninterviews, ethnografische Interviews, Kurzfragebögen und Dokumentensammlung.

Zudem wurde im Zuge der Feldforschungen aus einigen bestehenden Forschungsmethoden eine eigene Methode entwickelt, die als MediaMap bezeichnet ist und sich als visuell-sensorische Medienforschungsmethode versteht. Ein detaillierter Artikel mit Methodenbeschreibung und -fundierung ist verfügbar unter

Waltinger, Michael (2017): Die MediaMap – Eine explorative Forschungsmethode zur Entwicklung einer kontextualisierten Mediennutzungsperspektive. In: Knaus, Thomas (Hrsg.): Forschungswerkstatt Medienpädagogik. Projekt – Theorie – Methode. München: kopaed, S. 253-286.

Weitere Informationen zu Zielen/Ablauf/Hintergrund der Methode sowie einige Fotografien finden sich auf der MediaMap-Website [in englischer Sprache].

Institutionelle Anbindung
Das Dissertationsprojekt war angesiedelt an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, Fakultät I (Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften), Abteilung für Medienpädagogik.

Ersbetreuung: Prof. Dr. Horst Niesyto  (Pädagogische Hochschule Ludwigsburg)
Zweitbetreuung: Prof. Dr. Oliver Zöllner (Hochschule der Medien [HdM] Stuttgart)

Feldforschung


(2014): Feldforschung in Nairobi (Kenia) vom 03. November bis 20. Dezember.
Durchführung der zweiten Teilphase einer Medienethnografie in Eastlands Nairobi im Rahmen des Dissertationsprojektes Das Mobiltelefon im Alltagsleben des urbanen Kenia.

(2013): Feldforschung in Nairobi (Kenia) vom 04. Juni bis 01. August.
Durchführung der ersten Teilphase einer Medienethnografie in Eastlands Nairobi im Rahmen des Dissertationsprojektes Das Mobiltelefon im Alltagsleben des urbanen Kenia.

(2012): Feldforschung in Nairobi (Kenia) vom 22. Oktober bis 16. November.
Durchführung einer Feldexploration, Verschaffen von Feldzugang und Erprobung der Forschungsmethoden (Fokusgruppen, Visuelle Methoden, Ethnographische Interviews, Beobachtung) im Rahmen des Dissertationsprojektes Das Mobiltelefon im Alltagsleben des urbanen Kenia.

Projektmitarbeiten


(2012): “Mobile at the Base of the Pyramid (BoP)”. Anbindung an das Visiting Fellows-Forschungsprogramm bei iHub-research in Nairobi (Kenia).

(2009): Content Group Africa (CGA). Konzeptualisierung einer ‘konvergenten Medienplattform’ für die panafrikanische Daily Soap ‘Fruits of Love’, basierend auf Geschäftsfeld- und Kulturforschung. Produktionsort: Jinja (Uganda). Ausstrahlungsgebiet: Großregion Ostafrika. Projekt unterstützt vom Schwedischen Institut (SI). Projektleitung: Jan Marnell. Plotmitentwicklung: Henning Mankell. Stockholm: Stockholm School of Entrepreneurship (SSES). Projektplattform online verfügbar.

Auftragsforschung


(2011): “Lust auf Leben wecken”: Medienkonsum, Freizeitverhalten und Schulleistungen von Viertklässlern im Landkreis Reutlingen. Forschungsprojekt mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (Hannover) und dem Landkreis Reutlingen. Qualitative und quantitative Feldforschung zum Zusammenhang von Medienkonsum und Schulleistungen. Entwicklung von Handlungsempfehlungen. Statistische Vollerhebung. Forschungsbericht online verfügbar. [Mit Pfeiffer, Christian; Mößle, Thomas; Stauer, Matthias; Rehbein, Florian; Bleckmann, Paula].

Betreute Abschlussarbeiten


Bachelorarbeiten (als Zweitgutachter):

(2012): Mikrogesellschaftliche Sozialisationsphänomene im Medienkontext. Welchen Einfluss haben Filme und Fernsehformate auf Einstellungen, Wertvorstellungen und Lebensideale?

(2012): Wie denken wir, dass das Internet unser Denken verändert? Eine qualitative Inhaltsanalyse der ‘Question of the Year 2010’ des ThinkTank edge.org.